Welche Bedeutung hatte die Wacholderheide in Laufersweiler früher?
Sie wurde zum Vogelfangen genutzt. Die Beeren des Wacholder lockten Wacholderdrosseln an, deren Fleisch in früheren Zeiten begehrt war. Mit Netzen und Schlingen aus Rosshaar oder mit Leimruten rückten die Vogelfänger den Drosseln zu Leibe. Das war mühsam, doch die Jagd auf andere Tiere war nicht erlaubt, denn schon die Jagd auf Wachteln galt als '“kleines Waidwerk“, und die Jagd war seinerzeit dem Adel vorbehalten.
Die Vogelfänger mussten ihre Beute dann noch erst den Pfalzgrafen von Simmern anbieten, von denen sie die Heideflächen gepachtet hatten. Erst wenn diese ablehnten, durften die Bewohner die Vögel genießen. Oft war es das einzige Fleisch, das damals auf den Teller kam. Anhand alter Urkunden ist nachweisbar, dass noch 1886 insgesamt 2.240 Wacholderdrosseln auf diese Weise gefangen wurden. Zwei Jahre später erließ die Landesregierung ein Verbot - zum Schutz der Singvögel.
Die heutigen Reste dieses Landschaftstyps, der noch vor 200 Jahren auch für Teile des Hunsrück bestimmend war, sind ein Teil der Heimatgeschichte und damit ein Teil des Kulturerbes der gesamten Region. Die Wacholderheiden haben eine lange Tradition, die mittlerweile jedoch fast in Vergessenheit geraten ist. Seit mehreren Jahren kümmern sich verschiedene Organisationen und Initiativen darum, diese alten Kulturlandschaften wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.
Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft im 19. Jahrhundert wurde die Beweidung der Heide - auch bei uns in Laufersweiler - verdrängt. Die Folge war, dass sie allmählich verbuschte. Vielfach führte dann im 20. Jahrhundert der Einsatz von Dünger dazu, dass auch magere Heideflächen, die bisher keinen Ertrag lieferten, zu Ackerland gemacht wurden. Vor allem in den 50er- bis 70er-Jahren wurden Wacholderheiden großflächig vernichtet.
Die Laufersweiler Wacholderheide „Folken“ wurde zwar nicht zu Ackerland umfunktioniert, aber mit der Zeit wurde das Terrain von Brombeeren, Hecken, kleineren Bäumen und Ginster dominiert.
Um Wacholderheiden zu erhalten bzw. zu renaturieren, muss man ihre Entstehungsprozesse verstehen und diese dann unter den veränderten heutigen Bedingungen wieder in Gang setzen.
Die Wiederherstellung von Wacholderheiden beginnt mit dem behutsamen Freistellen von Baum- und Strauchbewuchs. Sehr schnell keimt dann wieder alte
Heidevegetation.
Um die erneute Verbuschung der Heideflächen, z. B. mit Brombeeren oder Ginster, zu stoppen oder mindestens zu begrenzen, ist eine mehrmals im Jahr wiederkehrende Beweidung notwendig. Die Herde sollte
groß genug sein, damit sie den Bewuchs der wachstumsstarken Pflanzen wirksam begrenzen kann.
Im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens wurde im Jahr 2005 damit begonnen, die Wacholderheide „Folken“ in der Gemarkung Laufersweiler vorsichtig zu entbuschen, um die bedrängten Gehölze auf Dauer zu retten. Die Wacholderbüsche waren teils in einem erbärmlichen Zustand. Sie hatten keine Standfestigkeit mehr, da sie durch Hecken etc. so sehr bedrängt waren und durch größere Bäume nur noch wenig Licht bekamen, sodass sie sich nur noch mühsam am Leben erhalten konnten. Mit Hilfe der vom Aussterben bedrohten Schafrasse „Skudden“ und der Pommernschafe von Karl-Heinz Knipp, wird das Stück Kulturlandschaft nun offen gehalten, denn Wacholderheiden sind in ihrem Ursprung Offenlandbiotope. Das bedeutet, sie brauchen viel Licht und Sonne.
Alle Maßnahmen wurden mit dem zuständigen Biotopbetreuer abgesprochen. Seither entwickelt sich die typische Vegetation der Wacholderheiden auch in Laufersweiler wieder prächtig. Die Wacholderbüsche sind zusehends kräftiger geworden und haben mittlerweile wieder eine gute Standfestigkeit. Sogar der Schneebruch im Winter 2014/2015 konnte dem Wacholder nichts anhaben.
In Laufersweiler haben wir derzeit noch das große Glück, dass Karl-Heinz Knipp mit seinen Skudden und Pommernschafen diese Arbeit als Pächter des Terrains
unentgeltlich leistet.
Sowohl die Erhaltung seiner seltenen Schafrasse Skudden als auch den Erhalt der Wacholderheide „Folken“ betreibt er mit Herzblut und großer Leidenschaft – allerdings auch mit etwas sorgenvollem Blick
auf eine gesicherte Zukunft unserer Wacholderheide.
Laufersweiler ist stolz darauf, ein solch wertvolles und beispielhaft gepflegtes, seltenes Biotop zu besitzen – Karl-Heinz Knipp muss sich keine Sorge um die Zukunft und den Erhalt seiner/unserer Wacholderheide machen!
Um Wanderern die Gelegenheit zu bieten, die einmalige Kulturlandschaft der Wacholderheiden und die vom Aussterben bedrohte Haustierrasse der Skudden kennenzulernen, wurde 2013 auf einem Teilbereich die Streckenführung der Kappleifelsentour geändert. Die Trasse verläuft nun direkt an der Wacholderheide vorbei und bietet Wanderern einen direkten Blick auf die alte, so selten gewordene Heidelandschaft. Zwei Infotafeln vermitteln viele wissenswerte Details.
(Text Gisela Wagner)
Bilder von Gisela Wagner, Heike Dietzen, Britta Knäbel, Stephan Scheibel, Hartmuth Schröder